Erste Pappenheimer Geschichtsreise mit Gästen aus vielen Teilen Deutschlands

Ein Beitrag von Maik Reichel, Direktor der Landeszentrale
für politische Bildung Sachsen-Anhalt.

Am letzten Septemberwochenende trafen sich Menschen aus verschiedenen Teilen Deutschlands, um an der 1. Pappenheimer Geschichtsreise in Pappenheim teilzunehmen. Das Geschlecht derer von Pappenheim war das Bindeglied. So waren Gäste aus Bellenberg (Bayern), dem benachbarten Treuchtlingen, Gräfenthal (Thüringen) und Lützen (Sachsen-Anhalt) in Pappenheim, um zusammen mit dem Pappenheimer Regiment aus Delitzsch in Sachsen gemeinsame Geschichte zu erkunden. Der Heimat- und Geschichtsverein Pappenheim und Ortsteile e.V. hat unter Federführung von Renate Prusakow ein anspruchsvolles und erlebnisreiches Programm zusammengestellt, unterstützt durch die Stadt Pappenheim.

Am ersten Tag wurde das Geschichtswochenende durch den 1. Bürgermeister Florian Gallus im Europäischen Haus eröffnet. Den Eröffnungsvortrag über die Geschichte der Stadt Pappenheim übernahm Raily Gräfin von der Recke-Volmerstein, die älteste Tochter der unvergessenen Ursula Gräfin zu Pappenheim und deren Ehemann Gert Graf von der Recke-Volmerstein. Ihren Eltern widmete die Referentin den Vortrag. Den zweiten Vortrag an diesem Nachmittag hielt die 1. Bürgermeisterin von Treuchtlingen Dr. Dr. Kristina Becker über die Pappenheimer Spuren in ihrer Stadt.

Am folgenden Tag standen weitere Orte der Pappenheimer Geschichte im Mittelpunkt. So referierte Henry Bechthold aus Gräfenthal, ehem. Bürgermeister und jetziger Vereinsvorsitzender der „Pappenheimer in Gräfenthal“ über die zweihundertjährige Regentschaft der Pappenheimer Herren in der thüringischen Kleinstadt. Die Pfarrerin und Schlossherrin auf Schloss Wespenstein Christiane Wehr sprach über das jüdische Leben in Gräfenthal.

Eine weitere Stadt mit Pappenheimer Geschichte ist Bellenberg im schwäbischen Teil Bayerns, wo es ebenfalls eine zeitlich begrenzt regierende Pappenheimer Linie gab. Darüber sprach der 1. Bürgermeister Oliver Schönfeld. Zudem stellte er den Zuhörerinnen und Zuhörern die geschichtsträchtige Gemeinde Bellenberg vor.

Aus dem thüringischen Erfurt war Dieter Bombach, ehemaliger Gästeführer der Stadt angereist. Er erläuterte die verwandtschaftlichen Verbindungen des Walther von Gleisberg zu den Pappenheimer Herren. Dieser stiftete die Erfurter Schottenkirche.

Maik Reichel aus Lützen, ehemaliger Bürgermeister und Museumsleiter dieser Stadt, war nicht nur Moderator der gesamten Veranstaltung, er sprach auch über das Amt und die Funktion eines Reichserbmarchalls und erläuterte die vielfältigen Aufgaben dieses Reichsamtes.

Einen besonderen Vortrag lieferte der Pappenheimer Manfred Walther, als er mit Forschung und Fiktion die Vergangenheit zu neuem Leben erweckte, eine besondere Art des Storytelling für Pappenheims Geschichte.

Mit einem gemeinsamen Spaziergang aller Teilnehmenden zur Pfarrwiese, wo das Pappenheimer Regiment sein Lager aufgeschlagen hatte, konnte ein Einblick in das Leben des einfachen Soldaten und des mitreisenden Trosses genommen werden. Mit Speis und Trank versorgten die Pappenheimer Soldaten die Gäste, ehe es auf die Burg Pappenheim ging. Dort führte Ruth Schubert durch die alte Burganlage, wo die Pappenheimer Burgbläser die Besucherinnen und Besucher mit wunderbarer Musik empfingen. Im Anschluss daran sprach Frank Schade über das Regiment Pappenheim, die Aufstellung nahmen, um einen mehrfachen Salut zu schießen und so ihr können auch im Umgang mit der Muskete zu beweisen. Auf diese Schüsse antworten die Mitglieder des Militärvereins und der Reservistenkameradschaft 1856 Pappenheim mit zwei kräftigen Salutschüssen aus ihrer Kanone, tief im Turniergraben der Burg.

Spannend wurde es am späten Nachmittag an der Galluskirche. Albrecht Bedal aus Pappenheim referierte vor vielen Gästen aus Nah und Fern über die Baugeschichte der Galluskirche, die jedoch noch nicht umfassend bauarchäologisch untersucht worden ist. Deshalb stellte er die Frage, wieviel karolingische Reste mögen noch in dieser Kirche stecken, die zu einer der ältesten Kirchen in Franken zählt. Leider konnte diese nicht beantwortet werden, das tat aber dem spannenden Vortrag keinen Abbruch. Im Anschluss fand ein ökumenischer Gottesdienst in der Kirche statt, der durch Pfarrerin Christiane Wehr aus Gräfenthal und Pfarrer Robert Rapljenovic. Während des Gottesdienstes wurde ein Kreuz der Freundschaft geweiht, auf der alle Namen der befreundeten Städte, die an dieser ersten Pappenheimer Geschichtsreise teilnahmen, verzeichnet sind. Auch eine Rose mit dem Namen Ursula Gräfin zu Pappenheim ist darauf angebracht. Das Kreuz verbleibt in der Galluskirche als sichtbares Zeichen der Freundschaft und Verbundenheit.

Am Abend kamen alle Gäste und viele Pappenheimerinnen und Pappenheimer im Gasthof zu Sonne zu einem traditionellen Heimatabend zusammen. Mehr als 70 Gäste waren anwesend. Der Gesangverein Frohsinn aus Bieswang trug mehrere Gesangsstücke vor und lud auch die anwesenden Männer und Frauen ein mitzusingen. Vertreter aus Altdorf steuerten eine ergreifende Szene aus Schillers Wallenstein vor. Schiller selbst war anwesend und wurde von Uwe Graf verkörpert. Manfred Wiegand trat als Drucker Josef Hirschbaum auf.

Am Sonntagvormittag wurde das Geschichtswochenende auf dem Pappenheimer Markt mit musikalischer Begleitung und verschiedenen Grußworten beendet. Neben Bürgermeister Florian Gallus sprach auch der Stellvertreter des Landrates Werner Baum, der die besten Grüße des Landrates Manuel Westphal und eine finanzielle Unterstützung des Landkreises überreichte. Anschließend sprach Dr. Ludwig Spaenle, Staatsminister a.D. und Beauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe der Bayerischen Staatsregierung. Er überbrachte die Grüße von Albert Füracker, MdL, Staatsminister der Finanzen und für Heimat.

Im kommenden Jahr wird die zweite Pappenheimer Geschichtsreise durchgeführt; sie führt nach Lützen in Sachsen-Anhalt, wo Graf Gottfried Heinrich zu Pappenheim in der Schlacht bei Lützen am 6./16. November 1632 starb.

 

Text: Maik Reichel, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt

Fotos: Privat