Eine Abordnung der Heimat-Und Geschichtsvereins Pappenheim hat kürzlich das „Feldlager 1632“ in Lützen besucht. Mit dem eindrucksvollen Festwochenende wurde an die bedeutendste und blutigste Schlacht des Dreißigjährigen Krieges erinnert, bei der der Schwedenkönig Gustav II. Adolf und auch Gottfried Heinrich zu Pappenheim am 6. November tödlich verwundet wurden.
Schon am Donnerstag sammelten sich die Traditionsgruppen der Grünen Schwedischen Brigade die sich aus Einheiten aus ganz Europa zusammensetzt. Da für diese Streitmacht Gustav Adolfs die vier in Lützen anwesenden Pappenheimer für ein Gefecht nicht infrage kamen, marschierten die Kampftruppen mit etwa 400 Mann von ihrem Lager bei der Gustav-Adolph-Gedenkstätte zwei Kilometer weit nach Lützen um dort das Schloss und das Rathaus zu stürmen.
Die Gefechtsstellung am Schloss war schnell erfolgreich und nahm Teresa Schneidewind, die Leiterin der Schlossmuseums gefangen. Schon etwas länger dauerte die Erstürmung des Rauhauses, denn Bürgermeister Uwe Weiß wollte sich nicht so leicht geschlagen geben. Vom Fenster seines Amtszimmers rief er den Angreifern zu:
Soldaten wie auch Musketiere
was klopft Ihr an der Rathaustüre?
Verschlossen hab´ ich diese heute,
um uns zu schützen vor der Meute.
Aber angesichts der Übermacht bekam er offenbar doch weiche Knie und rief auf den Marktplatz:
Wollt Ihr die Münzen uns auch plündern,
so können wir dies nicht verhindern.
Bevor Ihr fragt – kann ich verkünden –
Ihr werdet keine Münzen finden!
Die Stadt ist arm, sie hat kein Geld,
auch wenn das Rathaus heute fällt –
so bitte ich um Gnade –
verschont die Bürger unsrer Stadt –
die hier in Armut leben –
so werden Sie Euch allen,
Ihr letztes Hemd auch geben.
Doch die Truppen vor dem Rathaus ließen sich nicht beruhigen und schon fielen die ersten Schüsse aus den Vorderladern. Sodass Bürgermeister Weiß letztlich den Rückzug antrat mit den Worten:
„Der Feldherr hier am Rathaus wacht,
ich zieh mich nun zurück,
jetzt liegt dies hier in Gottes Hand,
ich wünsch´ uns allen Glück“
Nachdem das Rathaus gefallen war, haben die Landsknechte ihre Beute in Form der Rathausbediensteten auf den Marktplatz gezerrt und zuletzt wurde auch der Rathauschef selbst gefesselt auf den Marktplatz geführt. Nach einem reichlichen Bieropfer der Stadt Lützen haben die Brigaden den Bürgermeister dann wieder auf freien Fuß gesetzt.
Und das war das Glück der Pappenheimer, denn Bürgermeister Uwe Weiß bot am nächsten Tag ein tolles Besichtigungsprogramm auf Schloss Moritzburg in Zeitz und auf Schloss Augustusburg im nahen Weißenfels.
Und natürlich haben die Pappenheimer auch Maik Reichel getroffen, der von seinen Besuchen und seine Arbeiten über Pappenheim in der Stadt sehr bekannt ist. Er ist Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt und hat unter anderem die Bücher „Pappenheim – Des Reiches Erbmarschall und General“ und im Jahr 2018 zusammen mit dem Heimat- und Geschichtsverein „Gräfin der Herzen“, ein Erinnerungsbüchlein für Ursula Gräfin zu Pappenheim herausgebracht.
Am Abend gab es dann ein beeindruckendes Gefecht um das Schloss Lützen, bei dem der Kanonendonner die ganze Stadt erbeben ließ.
Ihr Feldlager hatten die Truppen, die das Jahr1632 lebendig werden ließen auf dem Schlachtfeld neben der Gedenkstätte Lützen aufgeschlagen. Viele Besucher konnten dort bei verschiedenen Schaugefechten eintauchen in das Lagerleben der berühmten Schlacht bei Lützen miterleben. Wenn es auch ein kriegerischer Anlass ist, der Pappenheim und Lützen verbindet, so besteht heute eine freundschaftliche Verbindung zwischen der Stadt Lützen und dem Heimat- und Geschichtsverein Pappenheim. Durch gegenseitige Besuche wird diese Freundschaft gepflegt und erst kürzlich war Erster Bürgermeister Uwe Weiß zusammen mit Museumsleiterin Teresa Schneidewind in Pappenheim um am Festakt zum jüdischen Festjahr „Shalom in Pappenheim“ teilzunehmen. Im Jahr 2019 war eine Abordnung des Pappenheimer Stadtrates in Lützen um dort an der Spitze des Umzuges zur Feier des 700-jährigen Bestehens der Stadt Lützen teilzunehmen.